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Süddeutsche Zeitung Nr. 212 / Seite N2 vom 15.09.1998 Schwabing: Ein Photograph und seine Steine Isarkiesel statt Bunnys Werner Vollmayer und die Liebe zu natürlichen Steinen Von Alexander Storz "Wer sich dem Zeitgeist nicht hingibt verliert", meint Photograph Werner Vollmayer. "Das markt-wirtschaftliche Denken hält auch in der Kunst Einzug. Der Trend geht zur Spezialisierung. Problem gelöst: Vollmayer spezialisiert sich. Und zwar auf Steine, auf Isarkiesel. "Magic Stones" nennt der 55jährige Münchner seine photographischen Schöpfungen. Vollmayer ist Profi. Der gelernte Graphiker photographiert sein ganzes Leben lang. "Vor allem Mädchen" schmunzelt der weißhaarige Photograph in zerrissenen Jeans. Er hat für noble Boutiquen die Katalog-Werbeaufnahmen gemacht und auch schon manchen "Bunny" für den "Playboy" ins rechte Licht gerückt. Wie kommt man von der Inkarnation des Lebendigen, vom jungen Blut und der Kameralinse schmeichelnden Formen, zum Inbegriff des Toten, zu Steinen? Vollmayer: "Es ist faszinierend, welche phantastischen Formen die Natur in ihrer Macht zu schöpfen in der Lage ist. Da komme ich mehr ins Schwärmen, als bei den Girls. Für ihn sind Isarkiesel die Ruhe und Ästhetik schlechthin. Stundenlang spaziert er an der Isar, den Kopf nach unten gerichtet, und vor seinem geistigen Auge entstehen photographische Kunstwerke. Versonnen in seine Imagination bückt sich der Photograph abrupt, nimmt einen Stein auf, wiegt ihn in der Hand, reibt ihn zwischen den Fingern, "erforscht" das jahrtausend alte Dasein des Isarkiesels. Der oder keiner, das ist der Richtige. Mit vollgepackten Hosentaschen kehrt Vollmayer in sein Schwabinger Atelier in der Georgenstraße zurück. Viel Zeit nimmt das Präparieren der Steine in Anspruch. Waschen, mit der Feile und Schmirgelpapier schleifen. Dann das Arrangement: Minutiös werden zwei Steine aufeinandergestapelt, in höchster Konzentration balanciert. Wohlgemerkt: Der Künstler verwendet keinen Klebstoff. Die Steine werden so bearbeitet, dass sie aufeinander stehen bleiben und eine in sich geschlossene Einheit darstellen. "Wie schön die Schöpfungen der Natur doch sind. Alle Stufen der Schöpfung haben ihre eigene Schönheit", philosophiert Vollmayer. Steine begleiten den Menschen von Anbeginn an: Sie waren das erste Werkzeug, das erste Spielzeug, die erste Waffe. Und: "Steine sind ehrlich. Sie strahlen ihre Schönheit und Faszination aus sich selbst aus. Das ist eine völlige Diskrepanz zu der verlogenen Werbung, die ich bisher gemacht habe". Werner Vollmayer lebte für einige Jahre in den USA. Ein Freund erzählte ihm von einem magischen Krater östlich von Los Angeles, verborgen gelegen in einer Hochwüste. Vollmayer begleitet den Freund, stapfte zwischen Kakteen durch Geröll und kam zum Krater mit heißen Quellen. Gefesselt von der Anziehungskraft photographierte er dort den Krater. "Das war mein erster Fels. Das war der Anfang meiner neuen Faszination", berichtet er. Nach dem Vatertod nach München zurückgekehrt, holte er seine ersten Steine unter der Prinzregentenbrücke. Seither ist er Stammgast an der Isar. Ein professioneller Steinesucher. Er ist ein Kämpfer, alleine auf weiter Flur. Von wegen Schwabinger Künstlerambiente! Vollmayer: "Die meisten Künstler leben für sich oder haben sich in kleine Gruppen zusammengeschlossen. Es gibt keinen gemeinsamen Geist, keine gegenseitige Inspiration". Deshalb hätten die Künstler auch kaum eine Lobby. Auch in den Agenturen wechselt der Zeitgeist schneller, als Vollmayer einen neuen Film in die Kamera einlegen kann. "Jeder neue Art-Direktor beansprucht für sich einen neuen Stil". Um diesem neuen Stil nicht immer hinterherhecheln zu müssen, hat Vollmayer nun seinen ganz eigenen Stil gefunden, völlig für sich und unnachahmlich. Er bereitet gerade eine Ausstellung in Hamburg vor und sucht noch Räumlichkeiten, um seine "magischen Steine" in München zeigen zu können. Bildunterschrift: FASZINATION PUR strahlen Werner Vollmayers ausbalancierte Isarkiesel aus. Das Design zweier Steine, unabhängig voneinander gefunden, harmoniert miteinander und entwickelt eine ästhetische Einheit.
Süddeutsche Zeitung Nr. 187 / Seite L3 vom 16.08.1999 Schwabing: Werner Vollmayers Magie der Steine Sprache ohne Worte Schnöder Isarkiesel werden zu Skulpturen - "das ist Zen" Von Florian Rath "Solchen Sachen laufe ich längst nicht mehr hinterher". Früher, erzählt Werner Vollmayer ohne jeder Spur von Wehmut in der Stimme, habe er sich noch gerne auf die schillernden Aufträge gestürzt, dann ist er mit schlanken Schönheiten auf tropische Inseln geflogen, um dort Fotos für den Playboy zu schießen, für Frauenzeitschriften, oder die Kataloge der teuren Modefirmen. Der gelernte Gafiker fotografierte auch Werbung, "überhaupt ästhetische Dinge", wie er sagt, und manchmal auch Portraits von Reichen und Berühmten. Irgendwann versagte sich Werner Vollmayer der grellbunten Glamour-Welt jedoch und entdeckte seine eigene stille und "spirituelle" Nische für sich - die "Magie der Steine". Es ist schon seltsam, dass ich jetzt bei den Steinen gelandet bin", wunder sich der 56-jährige Vollmayer. "Ursprünglich hatte ich mir die Fotografie als Beruf ausgesucht, weil mir die Kommunikation gefiel. Ich wollte mit Leuten zu tun haben". Heute dagegen halte er es statt dessen lieber mit einem japanischen Sprichwort, denn "Ein Stein spricht kein Wort und er spricht trotzdem". Der Auslöser für diesen Sinneswandel ereignete sich vor ein paar Jahren. Damals bereiste der Fotograf mit einem Freund den amerikanischen Bundesstaat Kalifornien. Auf ihrem Trip durchquerten die beiden auch ein Wüstental mit dem Namen "Deep Creek", wo sie auf einen kleinen, malerischen See stießen. Die Stein-Formationen, die Wind und Wetter im Laufe von Jahrtausenden am Ufer des "magischen Kraters" aufgeschichtet hatten, schlugen den Künstler sofort in ihren Bann. "Wie in einem Zen-Garten" lagen am Rande des ehemaligen Indianer-Kultplatzes mannshohe Monolithen herum und bildeten fantasievolle Skulpturen, manche sahen so aus, als hätte ein Windhauch gereicht, sie zum Einstürzen zu bringen, ihre leichtfüßige Balance ausser Kraft zu setzen. "Ich dachte mir sofort, dass man das fotografieren müsste", erinnert sich Vollmayer. "Aber so wie ich mir das vorstellte, nähmlich frei von den Büschen und Sträuchern drumherum, ging es nicht. Da hätte ich ja einen Aufwand treiben müssen wie Christo". So entschied er sich, die "Magie der Steine" einfach en miniature in seinem Schwabinger Atelier in der Georgenstraße nachzubilden. Vollmayers "Zen-Steine" sind eigentlich unbehandelte, schnöde Isarkiesel, die er poliert oder einölt und danach in stundenlanger Feinarbeit zu zerbrechlichen Skulpturen zusammensetzt. Die Aufnahmen, die er danach per Makro-Objektiv von ihnen macht, sind für den Künstler bei seiner Arbeit von eher zweitrangiger Bedeutung. "Der Aufbau - schon das ist für mich Meditation pur. Die Steine, an denen man sonst so achtlos vorüber geht, bekommen so eine ganz neue Würde und Schönheit". Einen Teil davon, so wünscht sich Vollmayer, solle auch der Betrachter seiner Fotografien spüren: "Das ist dann Zen". Bildunterschrift: Initialzündung in Kalifornien: der Schwabinger "Stein-art" - Künstler Werner Vollmayer
Landsberger Tagblatt Nr. 28 / 205 Jahrg. Lokales - Kultur vom 03.Feb.2001 Inspiriert von einem Stein in der Wüste Photocreationen "Zen-Steine" von Werner Vollmayer Werner Vollmayer saß in einem Bassin heißen Quellwassers mitten in der Wüste. Und sah etwas, das ihn ab diesem Moment nicht mehr loslassen wollte: ein Steingebilde in Form eines Indianderkopfes. Davon inspiriert, begann der Münchner Fotograf selbst Kreationen aus balancierenden Steinen zu entwerfen, die er dann mit der Kamera festhielt. Das Ergebnis, seine Ausstellung "Zen-Steine", ist derzeit im Foyer zu sehen. Beim ersten Blick auf Vollmayers Fotografien glaubt man beinahe nicht, dass da nicht ein wenig getrickst wurde. Steine (allesamt Kieselsteine aus der Isar) verschiedenster Größe und Form balancieren aufeinander, berühren sich nur an einem winzigen Punkt und geben zusammen grafische und fantasievolle Gebilde ab. Aber wie können zwei lange, ovale Steine ohne "Hilfsmittel" einfach so gerade auf einem unebenen anderen Stein stehen bleiben ohne zu fallen? Werner Vollmayer hat die Erklärung: "Anfangs war es unglaublich schwierig, den einen Punkt der Balance zu finden. Ständig sind die Steine wieder in sich zusammen gefallen. Aber mit viel Geduld und vor allem Liebe zu dieser Arbeit habe ich es geschafft." Für Vollmayer, der lange als Modefotograf tätig war, ist dieses Spiel mit der Balance in der Zwischenzeit eine Art Meditation geworden. Seine Foto-Ausstellung nennt er darum "Zen-Steine", in Anlehnung an das "Zen", die japanische Form des Buddhismus. "Die Balance ist eines der Grundgesetze des Lebens. Ich habe diesen markanten Punkt des Gleichgewichts entdeckt und die Steine wie Charaktere fotografiert". Und das tat er mit der ästhetischen Kunst der Werbefotografie, mal in schwarz-weiß, mal in warmen Erdfarben. "Es ist eigentlich wie mit einer Parfümflasche", vergleicht er, "durch die fotografische Kunst werden Gegenständen, an denen man sonst einfach achtlos vorübergeht, Würde und Schönheit verliehen". Kunstvoll arrangiert Die Verbindung aus Vollmayers beruflicher Erfahrung als Fotograf und seinen kunstvoll arrangierten Steinen ist eine gelungene Mischung. Und besonders an den schwarz-weiß Fotografien erkennt der Betrachter, dass ein einfacher Kieselstein kein ordinärer, sondern ein durchaus anmutiger Gegenstand sein kann. Ali Nasseri, der Organisator der Ausstellungsreihe "pausenlos", lobte den Künstler bei der Vernissage im Foyer für sein "erstaunliches Talent, einem scheinbar belanglosen Gegenstand wie einem Stein eine so philosophische Bedeutung zu verleihen". Denn: "Fast jeder hat doch irgendwann schon einmal Steine gesammelt und weiß, wie faszinierend sie sein können". Bis einschließlich 28 Februar stellt Werner Vollmayer seine "Zen-Steine" noch im Foyer aus. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 10 bis 12.30 Uhr, 15 bis 18 Uhr und 19 bis 1 Uhr; samstags von 19 bis 1 Uhr. Bildunterschrift: Fotograf Werner Vollmayer mit seinen Hunden Minouche und Joy vor einer seine Balance-Kreationen, die zur Zeit im Foyer derStattheaters ausgestellt werden. |